Das Gildewappen
Das Gildewappen zeigt auf rotem Schild einen Schwan mit ausgebreiteten Schwingen, dessen Hals eine goldene Krone umgibt, darüber freischwebend das weiße Holsteiner Nesselblatt (siehe Titelbild). Es handelt sich hierbei um das alte Neumünsteraner Wappen, das seit dem 16. Jahrhundert das Wappen des „Flecken Neumünsters“ war (siehe auch: Stadtwappen Neumünster ). Der Neumünsteraner Pädagoge und Heimatforscher Prof. Dr. Max Kirmis schreibt in seinem Buch: „Die Urgeschichte von Neumünster“ aus dem Jahre 1921, dass es als „feststehend anzunehmen ist, dass Neumünster von alters her ein Wappen besaß und das dasselbe aus Nessel und Schwan bestand“. Hierbei beruft sich Max Kirmis auf die „Descriptio nova Cimbricae Chersonesi“ (Neue Beschreibung der Cimbrischen Halbinsel) des zu Segeberg residierenden königlichen Statthalters Heinrich Rantzau aus dem Jahre 1597 sowie auf Andreas Angelus, der (ebenfalls im Jahre 1597) in seiner „Holsteinischen Städte-Chronika“ schreibt: „Das Neumünsterische Wappen ist ein weißer Schwan mit ausgestreckten Flügeln im roten Felde, der eine güldene Krone um den Hals hat und über sich ein Nesselblatt“. Dieses alte Wappen ist noch heute an der Fassade des alten Rathauses (erbaut 1898 – 1900) zu sehen. Im Gegensatz zum aktuellen Stadtwappen schauten die Vorgänger des heutigen Schwans häufig nach rechts aus dem Schild, so wie auch auf dem Gildewappen.
Nachdem Neumünster im Jahre 1870 die Stadtrechte erhalten hatte, wurden Vogel und Nesselblatt aus dem Stadtwappen verbannt. Es setzte sich das alte Siegel des „Amtes Neumünster“ durch: Eine rot-weiße Fläche, die von zwei blauen Bächen durchzogen wird, die sich zu einem großen Fluss vereinigen. Der Zusammenfluss von Stör und Schwale galt als Zentrum des Amtes. Das „Wappen“ aus dieser Zeit – heraldisch betrachtet ein Unding – ist heute noch in einem Fenster des alten Ratssaales zu erkennen.
In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts – die alten Amtsgrenzen gab es nicht mehr – besannen sich die Neumünsteraner wieder auf ihr eigentliches Wappen mit Schwan und Holsteiner Nesselblatt. Streng genommen ist der Schwan allerdings kein gebürtiger Neumünsteraner: Der Schwan ist seit jeher das Wappenzeichen von Storman. Die Heraldiker vermuten, dass der Vogel im Mittelalter eingewandert ist, als Neumünster und Storman im Holstengau einen einheitlichen Rechtsraum bildeten. Rätselhaft bleibt hingegen, wie der Schwan zu seiner Krone kam, die er seit Anbeginn um den Hals trägt. Möglicherweise spielt die Dänische Krone dabei eine Rolle. Das Nesselblatt bzw. Nesselschild hingegen ist leicht zu erklären: Es war ursprünglich Bestandteil des Wappens der Grafen von Schauenburg, die im Jahre 1110 mit der Grafschaft Holstein belehnt wurden. Aus den Farben des Nesselschildes – rot und silber (weiß) – erklären sich auch die Holsteiner Farben. Der Ursprung bzw. die Bedeutung des Nesselschildes liegen allerdings noch im Dunkeln. Ob es sich dabei um ein gezahnten Schildbeschlag oder um ein stilisiertes Nesselblatt – als Symbol der Wehrhaftigkeit – handelt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Belegt ist aber, dass im Jahre 1420 der dänische König Erik VII. (Erich von Pommern) in einem Brief die Worte: „folium urticae, quod est signum et de armis dominorum de Holsten… (Das Nesselblatt, Schild und Wappen der Herren von Holstein…)“ verwendete.
Um das moderne und aufstrebende Neumünster zu symbolisieren, wurde im Oktober 1929 – durch den Entwurf des Flensburger Grafiker Johann Holtz – das Stadtwappen um die Fabriksilhouette mit den fünf Schornsteinen erweitert. Sechs Monate mussten sich die Stadtväter allerdings noch gedulden, bis im April 1930 das Staatsministerium den Neumünsteranern ihr neues Wappen genehmigte. Seitdem ist das Stadtwappen unverändert.
Das Stadtwappen ist staatlich geschützt und so bedurfte es der Zustimmung der Stadt Neumünster, dass die Bürgergilde das alte Wappen des „Fleckens Neumünster“ offiziell als Gildewappen verwenden darf. Seitdem zeigt unser Gildewappen die Verbundenheit zur Stadt Neumünster und spannt gleichzeitig den Bogen zurück in das 16. Jahrhundert zu den Anfängen unserer Gilde.