Schleswig-Holstein Lied
„Wanke nicht, mein Vaterland“ lautet der eigentliche Titel der inoffiziellen Landeshymne, die im Juli 1844 auf dem Schleswiger Sängerfest vorgestellt wurde. Die Melodie stammt von Carl Gottlieb Bellmann (1772–1862), dem Kantor des St.-Johannis-Klosters vor Schleswig. Ein ursprünglich vom Berliner Rechtsanwalt Karl Friedrich Straß (1803–1864) gedichteter Text wurde kurz vor dem Fest von dem Schleswiger Advokaten Matthäus Friedrich Chemnitz (1815–1870) fast vollkommen neu geschrieben, um der damaligen Stimmung – in den Herzogtümern Schleswig und Holstein gärte und brodelte es – gerecht zu werden. Das Herzogtum Schleswig, dänisches Reichslehen und staatsrechtlich zu Dänemark gehörend, war mit dem zum deutschen Bund gehörenden Holstein durch den Ripener Freiheitsbrief von 1460 – Dat se bliven ewich tosamende ungedeelt – eng verknüpft. In diesem Lied wird der Wunsch nach einem geeinten, unabhängigen und einem deutschen Schleswig-Holstein besungen. Auf dem Sängerfest etablierte sich auch die (spätere) schleswig-holsteinische Fahne, in der sich das schleswigsche Blau – auf die zweite schleswigsche Farbe Gelb wurde verzichtet – mit den holsteinischen Farben Weiß und Rot zu einer Trikolore nach französisch-revolutionärem Vorbild vereint. Sie wurde – wie das Lied – zu einem Symbol der gewünschten Einheit von Schleswig und Holstein. Die Fahne wurde ab 1949 inoffiziell und ab 1957 offiziell als Landesflagge des neuen Bundeslandes Schleswig-Holstein übernommen. Diesen offiziellen Status hat das Lied allerdings nie erlangt.
Besser bekannt ist das Lied unter dem Titel „Schleswig-Holstein meerumschlungen“ oder einfach als das „Schleswig-Holstein Lied“. Auf jeder Generalversammlung werden die erste, zweite und letzte Strophe von den Gildebrüdern gesungen.
Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
deutscher Sitte hohe Wacht!
Wahre treu, was schwer errungen,
bis ein schön’rer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!
Ob auch wild die Brandung tose,
Flut auf Flut von Bai zu Bai:
O, lass blühn in deinem Schoße
deutsche Tugend, deutsche Treu’.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Doch wenn inn’re Stürme wüten,
drohend sich der Nord erhebt,
schütze Gott die holden Blüten,
die ein milder Süd belebt.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Gott ist stark auch in den Schwachen,
wenn sie gläubig ihm vertrau’n;
zage nimmer, und dein Nachen
wird trotz Sturm den Hafen schau’n.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
harre aus, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
harre aus, mein Vaterland!
Von der Woge, die sich bäumet
längs dem Belt am Ostseestrand,
bis zur Flut, die ruhlos schäumet
an der Düne flücht’gem Sand.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Und wo an des Landes Marken
sinnend blinkt die Königsau,
und wo rauschend stolze Barken
elbwärts ziehn zum Holstengau.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Teures Land, du Doppeleiche,
unter einer Krone Dach,
stehe fest und nimmer weiche,
wie der Feind auch dräuen mag!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!