Bürgergilde zu Neumünster seit 1578

Die „Witte Büxen Gill“

Die Geschichte Neumünsters ist ohne ihre Gilden nur schwer vorstellbar. So gehört die Bürgergilde zu Neumünster seit 1578 zu den ältesten Ver­eini­gungen unserer Stadt. Sie bezieht sich auf die Gilderolle von 1654 von Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorf. Sein Nach­fahre Herzog Carl-Friedrich von Holstein-Gottorf stiftete ein goldenes Schild mit seinen Initialen, einen Trinkbecher und eine Fahne. Das goldene Schild und der Trinkbecher sind noch heute im Original erhalten. Die im Volksmund gerne gebrauchte Bezeichnung „Witte Büxen Gill“ ist neueren Datums, die weißen Hosen wurden von der Bürgergilde erst im vorvorigen Jahr­hundert eingeführt.

Die neue Fahne aus dem Jahre 1985 mit dem Gildewappen der Bürgergilde zu Neumünster seit 1578
Die Fahne der Bürgergilde zu Neumünster seit 1578

Als Brand- und Toten­gilde waren die Gil­den für den ein­zelnen Bürger der Garant für gegen­seitige Hilfe und Unter­stützung in größter Not, was zu damaliger Zeit zum Über­leben uner­läßlich war. Daneben bildeten sie auch stets einen gesell­schaft­lichen Teil Neu­müns­ters und gehörten somit zu den Wurzeln der sozialen Gemein­schaft unserer Vater­stadt. Namen von alten Neumüns­teraner Familien sind dabei über Gene­rationen vertreten.

Gildebrüder waren damals die Haus­besitzer des Fleckens. Heute sind es Ärzte und Rechts­anwälte, selbständige Hand­werks­meister und Kaufleute, Vertreter der ver­schie­denen Industrie und Gewerbezweige der Stadt.

Die Aufgabe als Brand- und Totengilde wurde im Lauf der Jahr­hunderte zurück­gedrängt. An ihre Stelle trat die Gemein­schaft von gestan­denen Bürgern aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens der Stadt, die sich der Tradition verpflichtet fühlten und diese erhalten wollten. In ihrer Einstellung zum Wesen der Gilde und zu der Tradition der Stadt Neumünster stehen die Gildebrüder der Bürgergilde seit jeher dicht zusammen.

Die Bürgergilde zu Neumünster seit 1578 hat ihre ursprünglichen Aufgaben der gegen­seitigen Hilfe bei Brand, Not und Tod im Laufe der Jahrhunderte aufgeben müssen. Geblieben ist die Erinnerung. Geblieben und erhalten sind aber auch die alten Gilderollen, Gildebücher und Dokumente, in denen sich ein wesentlicher Teil unserer Stadt­geschichte wider­spiegelt. Sie zu bewahren und ihren Inhalt nicht vergessen zu lassen, ist heute unsere Aufgabe. So zeigt das Wap­pen der Bürger­gilde auf ro­tem Schild ei­nen Schwan mit aus­­ge­brei­­te­ten Schwin­gen, des­sen Hals eine gol­dene Krone um­gibt, da­rü­ber frei­­schwe­bend das weiße Holsteiner Nes­sel­blatt. Es handelt sich dabei um das histo­rische Wap­pen des „Fleckens Neumünster“ und zeigt somit die Ver­bun­den­heit der Gilde zu unserer Heimat­stadt.

Die Bürgergilde zu Neumünster seit 1578 hat zurzeit 110 Mitglieder. Der Vorstand besteht aus dem Capitain, Gilde­vorsteher, Offizieren und der amtie­renden Majestät.

Die wichtigste Veranstal­tung des Jahres ist die General­versammlung am Him­mel­fahrts­tag. Alle zwei Jahre wird ein Vogelschießen am Mittwoch nach Pfingsten abgehalten, an dessen Ende ein neuer Gildekönig gekürt wird. Amtierende Majestät ist seit dem 31. Mai 2023 Dr. Michael I. Klinger.

Viel Spaß beim Stöbern auf unserer Website.

Heiner Schulz-Hildebrandt
Capitain

Titelbild: Die „Witten Büxen“